Nachhaltige Einblicke in die facettenreiche Arbeit des Fraunhofer UMSICHT

30. Okt., 2025

Am 29. Oktober hatten rund 20 Unternehmerinnen und weibliche Führungskräfte aus Oberhausen die einmalige Gelegenheit, hinter die Kulissen des Oberhausener Forschungsinstitutes Fraunhofer UMSICHT zu schauen. Eingeladen hatten dazu die Partnerinnen des Netzwerkes FRAUEN-FAIRNETZT von der Arbeitsagentur, dem Verband der Unternehmerinnen in Deutschland und der OWT Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung GmbH.

Zu Beginn begrüße Marion Steinhoff, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Arbeitsagentur Oberhausen, im Namen der Veranstalterinnen die Anwesenden und bedankte sich bei den Gastgeberinnen Iris Kumpmann, Leiterin der Unternehmenskommunikation, und Diplom-Chemikerin Annette Somborn.

Iris Kumpmann brachte den Teilnehmerinnen dann zunächst die Arbeit des Institutes näher und erläuterte, dass die Fraunhofer-Gesellschaft eine der führenden Organisationen für anwendungsorientierte Forschung in Europa ist. Knapp 32.000 Mitarbeitende an 75 Instituten und selbstständigen Forschungseinrichtungen in Deutschland erarbeiten das jährliche Finanzvolumen von 3,6 Mrd. €. Davon fallen 3,1 Mrd. € auf das zentrale Geschäftsmodell von Fraunhofer, die Vertragsforschung. Im Vergleich zu anderen öffentlichen Forschungseinrichtungen bildet die Grundfinanzierung durch Bund und Länder lediglich das Fundament des jährlichen Forschungshaushalts mit 30 Prozent. Sie ist die Basis für wegweisende Vorlaufforschung, die in den kommenden Jahren für Wirtschaft und Gesellschaft bedeutend sein wird. Das entscheidende Alleinstellungsmerkmal ist der hohe Anteil an Wirtschaftserträgen, der Garant ist für die enge Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Industrie und die stetige Marktorientierung der Fraunhofer-Forschung.

Prof. Dr.-Ing. Manfred Renner und Prof. Dr.-Ing. Christian Doetsch leiten das Fraunhofer UMSICHT seit August 2022. Gemeinsam haben sie vier Forschungsschwerpunkte festgelegt:  Circular Economy (Nutzung der Materialien und Verfahren für eine zirkuläre Nutzung von Ressourcen), Carbon Management (Nachhaltige Nutzung von Kohlenstoff), Green Hydrogen (Materialien und Verfahren zur elektrochemischen Herstellung, Nutzung und Speicherung von grünem Wasserstoff) und Local Energy Systems (Konzepte und Technologien für die Transformation der Energieversorgung von Quartieren und Industrie).

Nachdem die Teilnehmerinnen diese spannenden Einblicke erhalten haben, übernahm Diplom-Chemikerin Annette Somborn und berichtete von ihrer facettenreichen Arbeit. Bereits seit 2009 forscht und arbeitet sie für das Fraunhofer UMSICHT Oberhausen. Ihre Schwerpunkte sind zum Beispiel die Themen Wasseraufbereitung und Erhöhung der Ressourceneffizienz im Bereich Indoor Farming. Hier stellte die Wissenschaftlerin vor allem den Altmarktgarten in Oberhausen als Projekt vor: 2019 wurde das Gewächshaus auf dem Gebäude am Altmarkt, in dem sich auch das Oberhausener Jobcenter befindet, eröffnet: „Der Plan war es, in einem Gebäude Pflanzen zu kultivieren. Direkt dort, wo die Menschen leben, werden nun Lebensmittel produziert; das ist nachhaltig, lokal und vermeidet lange Transportketten. Dabei nutzen wir drei Methoden die Pflanzen zu wässern: Leitungswasser, Grauwasser aus dem Handwaschbecken und das Regenwasser. Die Abwärme aus den Büroräumen kann zudem verwendet werden, ebenso der für die Pflanzen wichtige Kohlenstoffdioxid, der in den Räumen entsteht. So wachsen dort nun Kräuter, wie Petersilie und Schnittlauch, Salat, Spinat und Erdbeeren.“

Aus dem Projekt haben sich verschiedene Forschungsthemen ergeben, denen in dem Gewächshaus selber aufgrund der permanenten Lichteinstrahlung von außen, nicht nachgegangen werden konnte. So wurde dann vor Ort im Institut ein Pflanzenraum eingerichtet, in dem nun sozusagen im kleinen Modell die Sensorik erforscht wurde und wird, wie die messbaren Werte wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Zustand der Pflanzen auch ohne Personal vor Ort übermittelt werden kann. Diesen Pflanzenraum durften sich die Teilnehmerinnen im Nachgang noch persönlich ansehen.

Ein weiteres Thema, das Annette Somborn ganz besonders am Herzen liegt, verfolgt sie seit 2020 im Institut. In dem Jahr wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen zu dem Thema Unconscious Bias, also unbewussten Vorurteilen. „Es sind Denkmuster, die Menschen haben und beeinflussen, ohne, dass es uns bewusst ist. Die Folge sind Kategorisierungen und Voreingenommenheit. Im Grunde sind sie nur ein Schutzmechanismus vor Reizüberflutung – denn pro Sekunde stürmen 11 Millionen Sinneseindrücke auf uns ein. Das unbewusste Filtern hilft uns dabei, schneller Entscheidungen treffen zu können“, betont die Chemikerin, und fügt hinzu: „Diese unbewussten Vorurteile schränken uns aber oftmals ein, wir stecken Menschen, oder ganze Menschengruppen, in Schubladen. Dabei ist die Vielfalt von Mitarbeitenden in einem Unternehmen von besonderer Bedeutung. Es belebt den Austausch und initiiert Ideen, die Innovationskraft wird durch Vielfalt gestärkt, ebenso die Wertschätzung der Mitarbeitenden.“

Die Arbeitsgruppe machte sich also vor fünf Jahren auf den Weg, den Mitarbeitenden im Unternehmen dieses Thema näherzubringen und ergriff zahlreiche Maßnahmen. So wurde zunächst ein AUDIT durchgeführt, um den aktuellen Sachstand festzuhalten, der Internetauftritt und die Stellenbeschreibungen wurden auf Diversität geprüft und angepasst, die interne Kommunikation erfolgt gendersensibel und zweisprachig, es wurde an einem E-Learning Programm mitgearbeitet, das den 30.000 Mitarbeitenden zur Verfügung steht und es wurde eine Vortragsreihe ins Leben gerufen, in der renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in kurzweiligen Vorträgen das Thema näherbringen und die Vorteile von Diversität aufzeigen.

Dieser umfangreiche Maßnahmenkatalog weckte auch das Interesse der anwesenden Unternehmerinnen. Sie hinterfragten vor allem die Inhalte des E-Learnings sowie der Vorträge und interessierten sich für die Teilnahmebereitschaft der Mitarbeitenden. Es wurde deutlich: Arbeitgeber sind gut beraten, wenn sie auf Vielfalt setzen. Wird diese im Unternehmen gelebt, steigert das auch die Attraktivität des Unternehmens. Hier nimmt das Fraunhofer ein richtige Vorreiterrolle ein und kann Vorbild für anderen Betrieb sein.

Nach den spannenden theoretischen Einblicken, hatten die Unternehmerinnen bei einem Rundgang die Gelegenheit, sich die Forschungsanlagen des Institutes anzusehen. So erhielten sie einige Detailinformationen dazu, was genau in dem Spritzgießtechnikum oder dem Zerkleinerungsanlage passiert. Anschließend gab es natürlich auch noch die Gelegenheit, sich auszutauschen und zu „fairnetzen“.

Am Ende zeigten sich die Veranstalterinnen begeistert davon, welche Impulse dieses Netzwerk setzt: „Es ist einfach klasse, in so einem renommierten Institut „live und in Farbe“ wissenschaftliche Luft zu schnuppern. Dies ist eine sehr nachhaltige Erfahrung, wie auch in den Gesprächen mit den Unternehmerinnen im Nachgang nochmals deutlich wurde.“

Alle Informationen zur Arbeit des Fraunhofer UMSICHT gibt es hier.